Pressetext Cambridge
Siegener Experimente in Cambridge
Cambridge/Siegen. Ökonomie als Fach fristet in der Schule ein Schattendasein – um
so wichtiger ist es, die Inhalte besser als bisher rüberzubringen. Professor Schlösser
vom Zentrum für ökonomische Bildung in Siegen (ZöBiS) stellte zu diesem Thema in
Cambridge eine neue Methode vor: Experimental Economics – zu deutsch:
ökonomische Experimente. Bei der Methode, die aus den Vereinigten Staaten
stammt, erschließen sich die Schüler wirtschaftliche Inhalte über Spiele wie speziell
angelegte Auktionen und Simulationen. Dabei lernen sie zum Beispiel
unterschiedliche Marktformen wie Monopol und Oligopol verstehen, befassen sich
mit Kostenkurven und können anhand von Excel-Tabellen Alternativen und deren
Auswirkungen durchspielen.
Professor Schlösser testete die neue Lehrmethode gleich selbst in einer seiner
Einführungsveranstaltungen an der Uni Siegen: Eine Gruppe unterrichtete er
herkömmlich in einer Vorlesung – mit der anderen spielte er die ökonomischen
Experimente durch. Das Ergebnis stellte er Anfang September auf der Konferenz
„Developments in Economic Education" in Cambridge vor. „Die Diskussion war sehr
lebhaft", so Schlösser. „Ich konnte zeigen, dass die Problemlösekompetenz bei der
Experimente-Gruppe sehr viel höher war als bei der Kontrollgruppe der Studenten
aus der Vorlesung." Doch auch das unerlässliche Faktenwissen litt nicht – beim
Lernen von Fachbegriffen schnitt die Experimente-Gruppe annähernd genau so gut
ab wie die Kontrollgruppe. Einfacher Grund für den Erfolg der ökonomischen
Experimente: „Die Studenten haben selbständig gelernt und waren sehr viel stärker
motiviert. Lernen durch Experimente heißt forschendes Lernen, indem man die
Lerninhalte selbst entdeckt und nicht trocken vermittelt bekommt.", erklärte
Schlösser.
Die Methode der ökonomischen Experimente passt sich so in die
handlungsorientierte Ausrichtung der Siegener Lehrerausbildung ein, bei der die
Schüler – statt wie herkömmlich die Lehrer – im Mittelpunkt stehen. Die
Lehrerausbildung wird bald gestärkt durch die Kontakte, die Schlösser auf der
Konferenz geknüpft hat: Mit den Unis von Staffordshire und Exeter sowie dem
Churchill College der Uni Cambridge vereinbarte Schlösser eine Zusammenarbeit,
die in gemeinsamen Forschungsvorhaben und Veröffentlichungen münden soll – und
das kommt letztlich der Lehrerausbildung an der Uni Siegen zugute.
25.9.2007 - Bild 1 (Schlösser)