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2014-09-25: ZöBiS-Lehrerfortbildung zum Thema „Sozialpolitik“ war ein voller Erfolg

Wo liegen die zentralen Probleme des deutschen Sozialstaats im internationalen Vergleich? Muss die gesetzliche Rente reformiert werden? Waren die Arbeitsmarktreformen erfolgreich? Und ist das BIP als Wohlstandsindikator überhaupt noch zeitgemäß?

Das waren die zentralen Leitfragen, mit denen sich die Lehrerfortbildung „Ökonomische Bildung neu entdecken 2014“ des Zentrums für ökonomische Bildung in Siegen (ZöBiS) befasst hat. 40 Lehrerinnen und Lehrer aus der Region und dem weiteren Umland hatten dazu ihren Weg an die Universität Siegen gefunden. Im Mittelpunkt standen vier Workshops, in denen aktuelle und vor allem praxistaugliche Unterrichtsvorschläge durch namhafte Fachdidaktiker, Seminarleiter und bewährte Praktiker präsentiert wurden. Die Referenten öffneten wohltuend innovativ und integrativ die Perspektive auf den komplexen Gegenstand „Sozialpolitik“. Diese Offenheit und Mehrdimensionalität zeigte sich sowohl in der Kombination ökonomischer, juristischer und sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse als auch im kreativen Einsatz eines sehr reichhaltigen Methodenmix.

So stellte Dr. Marco Rehm, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZöBiS und mittlerweile Lehrer am Siebengebirgsgymnasium in Bad Honnef, eine innovative Unterrichtsreihe zum curricularen Kernthema „Zukunft der Rente“ vor. Ausgehend von diversen Fallbeispielen entwickeln die Schüler im Rahmen dieses Konzepts ein nachhaltiges Verständnis der Rentenformel und der aktuellen Herausforderungen für die gesetzliche Rentenversicherung. Unterstützt durch detailliert ausgearbeitete Rollenkarten werden die Schüler so in die Lage versetzt, eine fachlich fundierte Podiumsdiskussion zur „Rente 2060“ durchzuführen und dabei wichtige Regeln erfolgreicher Kommunikation für ihre zukünftige Lebensgestaltung zu nutzen.

Gregor Pallast, ebenfalls Lehrer am Siebengebirgsgymnasium sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZöBiS, präsentierte in seinem Workshop mehrere kompetenzorientierte Unterrichtsideen zum Themenfeld  “Arbeitsmarkt“. Anknüpfend an ein Marktmodell werden verschiedene Arbeitsmarktsimulationen entwickelt und in weiteren Schritten variiert. Dabei stand die Leitidee im Mittelpunkt, die anwesenden Lehrer in die Lage zu versetzen, die vorgestellten Aufgabenformate auf neue Themenfelder selbständig zu übertragen.

Julia Mertens und Michael Schultes verließen mit ihrem Beitrag „Wohlfahrtsstaaten im internationalen Vergleich“ den Mikrokosmos des bundesdeutschen Sozialstaats und weiteten den Blick auf eine internationale Perspektive. Zentraler Bestandteil ihres Konzepts ist die induktive Puzzlemethode, mit der die Schüler im Unterricht verschiedene europäische Sozialstaatstypen beleuchten und typische Problemfelder strukturieren können. Der Clou des Konzepts besteht darin, die Puzzle-Methode bereits am Anfang einer Unterrichtseinheit einzusetzen, um Wissen auf der Basis von Vorwissen und mit Hilfe von logischem Denken zu konstruieren und thematisch wichtige Begriffe, Prinzipien und Zusammenhänge selbstständig anzueignen.

Anhand einer rollengestützten Simulation (Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität" des Deutschen Bundestags) wendete sich der vierte Workshop der Frage nach einer sinnvollen Alternative zur traditionellen Wohlfahrtsmessung zu. Ulrich Krüger, Fachleiter Sozialwissenschaften am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Aachen, ging dazu der Frage nach, was ein „gutes“ Leben ausmacht. Der Unterrichtsvorschlag mündet darin, dass sich die Schüler an der viel diskutierten Frage nach einem neuen Wohlstandsindex mit selbstständig entwickelten und detailliert begründeten Beiträgen aktiv beteiligen. Dazu setzen sie sich mit bekannten Indizes (BIP, HDI, HPI und Gini-Koeffizient) auseinander und lernen, gemeinsam einen eigenen Wohlstandsindex zu entwickeln.

Umrahmt wurde die Veranstaltung wieder von zwei Vorträgen. Prof. Dr. Nils Goldschmidt, Vorsitzender des ZöBiS, referierte zum Thema “Abgebaut oder aufgebläht? – Der Sozialstaat auf dem Prüfstand“.  Er stellte drei unterschiedliche Zugangswege zum Unterrichtsthema dar. Demnach können sozialpolitische Fragestellungen mithilfe mikro- bzw. makroökonomischer Modellüberlegungen, empirisch-ökonometrischer Studien oder ordnungsökonomischer Analysen bearbeitet werden, wobei Prof. Goldschmidt besonders auf letztere Perspektive einging und diese anhand unterrichtspraktisch relevanter Fallbeispiele konkretisierte.

Michael Weyland, abgeordneter Lehrer am ZöBiS und Hauptorganisator der Veranstaltung, stellte in seinem Abschlussvortrag die Frage nach den Gemeinsamkeiten erfolgversprechender Unterrichtskonzepte zum Tagungsthema. Sein Vortrag mündete in drei konkrete Forderungen an die Fachdidaktik: Die Förderung intelligenten Wissens durch eine stärkere Berücksichtigung domänenspezifischer Fachmethoden, die Förderung politischer Urteilsbildung durch eine rollengestützte Perspektivierung von Positionen  und die Förderung fachdidaktischer Entwicklungsforschung zur stärkeren Verzahnung zwischen Theorie und Praxis, wie sie am ZöBiS bereits seit vielen Jahren betrieben wird.

Das ZöBiS zog ein positives Fazit der gesamten Veranstaltung. „Die Mischung aus Impulsvortrag und Workshops hat sich bewährt und die Reaktionen der Teilnehmer waren so positiv, dass wir die Fortbildung auch nächstes Jahr wieder in diesem Format anbieten werden“, so das Urteil des ZöBiS-Geschäftsführers Dr. Michael Schuhen. Dann wird die Veranstaltung bereits zum achten Mal durchgeführt. Tagungsthema werden aktuelle wirtschaftspolitische Konzeptionen und Diskussionen sein.

 
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