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Daten über Daten. Entscheidungsfähigkeit im digitalen Kontext

Als Projektergebnis entsteht eine BildungsAPP, über die die digitalen Lerninhalte angeboten werden. Auf den Bildungsservern der Länder/des Bundes kann zusätzlich verlinkt werden, sodass Pädagogen direkten Zugriff aus Ihrem Arbeitsumfeld darauf erhalten und mit den Inhalten arbeiten können.

 

Dass die Digitalisierung in immer mehr Bereiche des alltäglichen Lebens eindringt, ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Stetig vergrößert sich der Einfluss digitaler Technologien in beinahe allen Lebensbereichen. Die DIVSI-Studie zu Big Data geht sogar so weit und postuliert: „[D]ie Digitalisierung hat längst alle Lebensbereiche erreicht. Sie ist dabei – und das bestreitet kaum noch jemand – unsere Lebensumstände insgesamt umzukrempeln.“ (2016, 6) Vor diesem Hintergrund wird die konstant zunehmende Einflussnahme auch in der Welt der Verbraucherinnen und Verbraucher immer deutlicher und hält in „von Verbrauchern nachgefragten Branchen“ (Müller/ Welpe 2017, 262) Einzug. Eine „Digitalisierung des Verbraucheralltags“ (Müller 2017, 508) findet statt, wobei die Verbraucherin/der Verbraucher in ihren/ seinen alltäglichen Handlungssituationen immer häufiger mit der Notwendigkeit konfrontiert wird, in technisch-digitalen Strukturen eigenständig und reflektiert zu handeln und die Auswirkungen auch auf ihre/seine ökonomische Situation zu antizipieren oder zu übertragen. „Daten - so Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Eröffnung der CEBIT 2016 – sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts“.

Ein Beispiel für die fortschreitende Digitalisierung ist das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT), das um die Jahrtausendwende noch als Zukunftsmusik galt und wie folgt beschrieben werden kann: „Die Vernetzung vieler oder sogar aller Dinge durch Chips und Tags, ihre Ausstattung mit Sensoren und ihre feine Abstimmung aufeinander sowie auf die Bedürfnisse der User.“ (Sprenger/Engemann 2015, 7) Hier liegt der Fokus auf autonomen Entscheidungen, die von Maschinen getroffen werden und den Menschen als Akteur in den Hintergrund treten lassen: „Dinge werden zu Akteuren, wenn sie im Zuge dieser Neuverteilung von Handlungsmacht beginnen, selbstständig zu agieren, indem sie nicht nur Daten sammeln, sondern auf ihrer Grundlage zukünftige Ereignisse berechnen oder gar Entscheidungen treffen, die zu diesen Ereignissen führen oder sie verhindern sollen.“ (Sprenger/Engemann 2015, 8) All diese Vorgänge finden unsichtbar, smart, miniaturisiert, räumlich verteilt und allgegenwärtig statt (vgl. Sprenger/ Engemann 2015, 7).

Im Unterschied zum autonom gesteuerten IoT gibt es im Vernetzungskontext außerdem Prozesse, die mitunter zwar genauso unbemerkt stattfinden, dem Menschen als Akteur aber die primäre Handlungsmacht überlassen. Im Kontext einer stetig wachsenden digitalen Vernetzung der Wirtschaft, die u. a. vernetzte Smartwatches oder Herzschrittmacher hervorgebracht hat, stellt die Vernetzung verschiedenster Dinge miteinander die Verbraucherin/den Verbraucher bereits heute vor völlig neue und nicht nur technische Herausforderungen

Als beispielhaft können hier von Krankenkassen maßgeschneiderte Bonusprogramme angeführt werden, die Versicherungsnehmer in Anspruch nehmen können, wenn sie ihrer Krankenkasse mittels Smartwatch aufgezeichneter Daten Aufschluss über ihren überdurchschnittlich gesunden Lebensstil geben. Hierbei können Versicherungsnehmer Prämien auf ihre Versicherungsbeiträge erhalten. (vgl. Kreutzer 2017, 52) Dies eröffnet Krankenkassen die Option, eventuell anfallenden Kosten, die aufgrund von ungesundem Verhalten des Versicherungsnehmers entstehen können, entgegenzuwirken. Vor dem Hintergrund einer hier adressierten digitalen und ökonomischen Handlungsfähigkeit ergeben sich aus der Vernetzung von personenbezogenen Gesundheitsdaten mit Krankenkassen auf Verbraucherseite neue Entscheidungsrelevanzen. Während Daten schon immer ein handelbares Gut waren, werden Verbraucherinnen und Verbraucher nun umfangreich in diesen Handel mit einbezogen. Die eigenen Daten werden zur Verhandlungs- und Bezahlgrundlage in Verträgen. Somit gewinnt die Entscheidungsfähigkeit im Umgang mit den eigenen Daten für Verbraucherinnen und Verbraucher an Bedeutung.

Dass auch andere Vernetzungsvorgänge ökonomische Relevanz für Verbraucherinnen und Verbraucher hervorrufen können, illustriert die Einbeziehung sozialer Netzwerke wie Facebook, Twitter und Xing in die von Kreditinstituten durchgeführten Prognosetätigkeiten der Kreditwürdigkeit von potenziellen Kreditnehmern. Hierbei werden auf der Grundlage von Facebook-Postings und Twitter-Profilen Charaktereigenschaften gefiltert, die für oder gegen eine Kreditvergabe sprechen (vgl. Christl 2014, 24f.). Ein Beispiel für eine derartige Datenverwertung liefert das Hamburger Kreditinstitut Kreditech, das für die Prognose der Bonität unter anderem Standort-Informationen verwendet und von den Betroffenen Zugriff auf deren Profile auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder LinkedIn fordert. (vgl. Christl 2014, 25)

Die Beispiele machen deutlich, dass sich auf Verbraucherseite sowohl ökonomisch geprägte als auch nicht ökonomisch geprägte Handlungen immer häufiger mit virtuellen Räumen vernetzen und für die Verbraucherin/den Verbraucher ökonomische Relevanz hervorrufen. Eine Annäherung ökonomischer Bildung und digitaler Bildung im Sinne eines Aufzeigens der in der Digitalisierung entstandenen Interdependenz ökonomischer Entscheidungssituationen im digitalen Raum wird demnach unbedingt erforderlich, um Verbraucherinnen und Verbraucher in ihrer autonomen Entscheidungsfähigkeit zu unterstützen. Oehler bemerkt in diesem Zusammenhang: „Die persönlichen Daten besitzen oft einen institutionellen, sozialen, und/oder ökonomischen Wert, den alle Akteure, grundsätzlich also auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, individuell oder kollektiv als Verhandlungsgegenstand einsetzen können sollten.“ (Oehler 2017, 69) Digitale Bildung sollte deshalb nicht nur auf die „Fähigkeit zur fachkundigen und verantwortungsvollen Nutzung digitaler Medien“ (BMBF 2016, 10) reduziert werden, sondern die Verbraucherrolle mitdenken und ökonomische Implikationen digitaler Handlungen reflektieren.

Digitale Bildung, Verbraucherbildung und ökonomische Bildung sind insbesondere im Kontext vernetzter Strukturen im Internet eng miteinander verflochten, beeinflussen sich gegenseitig und sollten vor diesem Hintergrund auch in der schulischen Lehre nicht nur aus technischer, sondern immer auch aus ökonomischer Sicht und aus der Sicht der individuellen Entscheidung über eine Datenfreigabe und -weitergabe behandelt werden. Das übergeordnete Ziel dieser drei Bildungsbereiche ist dabei im Kern deckungsgleich mit dem generellen Ziel von Bildung: „Sie soll den Menschen helfen, sich als selbstbestimmte Persönlichkeiten in einer sich beständig verändernden Gesellschaft zurechtzufinden und verantwortungsvoll ihre eigenen Lebensentwürfe zu verfolgen.“ (BMBF 2016, 4)

 
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